Tobias Heller kandidiert für die AfD zur Landtagswahl in Sachsen am 1. September.
Der 38-Jährige tritt im Wahlkreis 35 in Nordsachsen an, der die meisten Städte und Gemeinden im Altkreis Oschatz umfasst. Wir trafen Heller an seinem Lieblingsort auf dem Liebschützberg.
Haare kurz, Oberlippen- und Kinnbart exakt geschnitten, auf der Nase eine Brille mit rechteckigen Gläsern: Zum Porträttermin kommt Tobias Heller in legerer Freizeitkleidung. Was auffällt: An den Innenseiten seiner Oberarme hat sich der 38-Jährige zwei große Tattoos mit den Namen seiner Kinder stechen lassen.
Zusammenhalt der Leute untereinander
„Von hier oben blickt man in die Region Oschatz“, erklärt er, warum der Liebschützberg sein Lieblingsort ist. Doch es sei nicht nur der Blick.
„Wenn man hinunter ins Tal schaut, gibt es dort etwas, was man nicht messen oder riechen kann – das ist der Zusammenhalt der Leute untereinander.“
Genau dieser Punkt sei es auch, der ihn für den ländlich geprägten Landkreis Nordsachsen einnehme. Dass die AfD mit ihrem Populismus eher Spaltung als Zusammenhalt bewirkt, erwähnt Heller nicht.
Der geborene Leisniger ist in Ablaß (Stadt Mügeln) aufgewachsen, lebt seit 14 Jahren in Oschatz. Zusammen mit seiner Partnerin hat er eine sieben Jahre alte Tochter und einen neun Jahre alten Sohn. Seit 2022 ist Heller Mitarbeiter der Landtagsabgeordneten Gudrun Petzold und Geschäftsführer der AfD-Kreistagsfraktion in Nordsachsen.
Zuvor war er als Automobilkaufmann tätig.
In seiner Freizeit schraubt Heller an einem Trabant P 601 (Baujahr 1989). „Jetzt will ich auch noch meine gelbe Schwalbe reaktivieren – aber zeitlich ist das gerade ein Problem“, sagt er.
Politisch neutral innerhalb der AfD
Wo steht Heller innerhalb seiner Partei – beim konservativen Teil um Beatrix von Storch oder dem völkisch-nationalen Flügel um Björn Höcke? „Ich verorte mich weder in der einen noch in der anderen Ecke. Wir regeln in Sachsen unsere Sachen selber, da gucke ich nicht nach Thüringen zu Herrn Höcke oder nach Berlin zu Frau von Storch.“
Was hält der 38-Jährige davon, dass der Verfassungsschutz die AfD in Sachsen als gesichert rechtsextrem einstuft? „Der angebliche Rechtsextremismus wird in unserem Land aufgebauscht und mittlerweile sogar alle AfD-Mitglieder hinzugezählt“, antwortet Heller. Aus seiner Sicht seien Linksextremisten und islamische Extremisten problematischer.
Tobias Heller
Partei: AfD
Alter: 38
Wohnort: Oschatz
Beruf: Mitarbeiter der Landtagsabgeordneten Gudrun Petzold und Geschäftsführer der AfD-Kreistagsfraktion in Nordsachsen
Warum hat sich der 38-Jährige für eine Landtagskandidatur entschieden?
„Ich bin mit über 6000 Stimmen in den Kreistag gewählt worden und möchte das Bindeglied zwischen unserem Kreis Nordsachsen und dem Landtag sein, da kann es viele Synergieeffekte für unsere Region geben.“
Thema Migration in den Griff bekommen
Was sind seine drei wichtigsten politischen Ziele in den nächsten fünf Jahren? „Dass wir das Thema Migration endlich mal in den Griff bekommen.“ Um die Zahl der Flüchtlinge zu begrenzen, die nach Deutschland kommen, will sich Heller für Wertgutscheine anstatt Bezahlkarten einsetzen. Flüchtlinge, die in sicheren Drittländern ankommen, müssten dort ihren Asylantrag stellen und nicht im Wunschland. Und es müsse einen besseren Grenzschutz geben. Den gibt es aktuell in Sachsen bereits: Die stationären Grenzkontrollen zu Polen und Tschechien sollen laut Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) verlängert werden.
Gegen staatliche Hilfe für Großunternehmen
Wirtschaftspolitisch ist Heller gegen eine staatliche Unterstützung bei der Ansiedlung von Großunternehmen. „Die kleinen und mittelständischen Unternehmen müssen wir stärken, denn die zahlen hier ihre Steuern und nicht die großen Firmen, die ihren Hauptsitz nicht bei uns haben.“
Und dann will er sich für die Aufarbeitung der Corona-Politik einsetzen.
„Wir müssen aus den gemachten Fehlern lernen“, sagt Heller. Dass die Fehler der Corona-Maßnahmen inzwischen sehr kritisch diskutiert werden und durch die bekannt gewordenen RKI-Papiere an Brisanz gewinnen, reicht dem Oschatzer nicht.
Eine Enquete-Kommission hält er ebenfalls für ungeeignet.
Welcher Mitbewerber im Wahlkreis 35 könnte ihm am gefährlichsten werden?
„Das ist ja ein offenes Geheimnis, dass das ein Schlagabtausch zwischen Herrn Kirpal (CDU-Kandidat, d. Red.) und mir wird. Die Kandidaten der anderen Parteien – und das meine ich nicht abwertend – spielen nur eine Nebenrolle. Wir haben das Direktmandat schon seit fünf Jahren und deshalb den Anspruch, wieder Erster zu werden. Das ist auch mein Ziel.“
Bild & Text: LVZ vom 21.08.2024